„Das Alter war noch nie so bunt und vielfältig und hatte so viele Jahre“, betonte Sozialministerin Dörte Schall. „Natürlich kümmern wir uns um die Daseinsvorsorge bei Hilfe- und Pflegebedarf, aber wir müssen verstehen, dass nicht jeder, der per Definition als alt gilt, auch pflegebedürftig ist.“
Phänomen Ageismus verstehen
Das Alter verändert sich, aber das Bild vom Alter bleibt gleich. Der letzte Lebensabschnitt des Ruhestandes wird überwiegend mit Hilfe- und Pflegebedarf assoziiert. Dabei werden die Aufgeschlossenheit, Dynamik und Chance einer langen Lebensphase nach dem Berufsende übersehen, so die Ministerin. Studien haben nachgewiesen, dass die Generation der Vielen gut ausgebildet, flexibel und selbstorganisiert ist – wobei das gute Auskommen auf der einen Seite kontrastiert wird durch die prekäre Einkommenslage derjenigen, die beruflich nicht Fuß fassen konnten. Wer selbstbestimmt gelebt hat, bleibt auch nach dem Berufsende aktiv, übernimmt Verantwortung und will gestalten. Diese Facette des Alters wird noch zu wenig betrachtet und damit auch Fragen zu sozialen bzw. kommunalen Aufgaben.
Eröffnet wurde der Fachtag durch eine Keynote von Professorin Dr. Eva-Marie Kessler von der MSB Medical School Berlin, die als Mitglied der Neunten Altersberichtskommission über Altersdiskriminierung geforscht hatte und den Schluss zog, Ageismus sei ein „häufiges, unerkanntes und unwidersprochenes Phänomen“. Hans-Peter Wilka vom Netzwerk diskriminierungsfreies Rheinland-Pfalz e.V. wies auf die Kontaktstelle für Beschwerden im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) hin.
An der Gesprächsrunde im Rahmen des Fachtags beteiligten sich Vertreterinnen und Vertreter der BAGSO, des Landesseniorenrates Rheinland-Pfalz, des Seniorenrates der Großregion, der Landeszentrale für Gesundheitsförderung, des Bürgerhauses Trier-Nord, der WOGEBE eG sowie des Wohnprojektes zak WohnPakt eG.
Im Vorfeld der Fachtagung führten WOGEBE-Vorstand Maximilian Landgraf und Sozialpädagogin Katja Büttgen durch das Nachbarschaftsviertel. Sie erläuterten das Konzept des genossenschaftlichen Wohnens, der Nachbarschaftsgemeinschaft sowie der Sozialarbeit im Quartier.
Imageaktion gegen Ageismus
Sozialministerin Dörte Schall stellte auf dem Fachtag die Imageaktion gegen Ageismus aus Rheinland-Pfalz vor: Unter dem Motto „Zu jung? Zu alt? Wie wäre es mit zu_sammen?“ illustriert ein Postkarten-Set die Facetten der nachberuflichen Lebensphase und des facettenreichen Engagements im Alter. „Nutzen Sie die Postkarten, um einen Gruß zu verschicken, nachdenklich zu machen oder einfach ins Gespräch zu kommen“, ermutigte die Sozialministerin. Es sei eine kommunale Aufgabe, das Alter in all seinen Facetten einzubinden, um gut gerüstet für die Zukunft zu sein.
Rheinland-Pfalz ist strategischer Partner des EU-Projektes „Senior Activ‘2“ in der Großregion (Lothringen, Wallonien, Großherzogtum Luxemburg, Saarland, Rheinland-Pfalz) und beteiligt sich an der grenzüberschreitenden Imagekampagne gegen Ageismus.
Der Seniorenrat der Großregion engagiert sich ebenfalls für das Schwerpunktthema Ageismus; im März wurde eine Online-Umfrage gestartet und Tagungen fanden in Daun, Trier und Saarbrücken statt.
Die Postkarten der Image-Kampagne können ab dem 3. November 2025 kostenfrei auf der Homepage des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung Rheinland-Pfalz bestellt werden, solange der Vorrat reicht.